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Wenn extreme Wetterereignisse zur Norm werden: Was kommt als Nächstes auf klimaorientierte Anleger zu?

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2024-09-30
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

In den letzten Monaten hat eine Reihe verheerender Hitzewellen, Überschwemmungen und Waldbrände große Teile der Welt heimgesucht. Der Juli 2023 wurde offiziell als der wärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen bestätigt1 – eine klares Indiz dafür, dass unser Wetter nicht nur wärmer, sondern auch unberechenbarer wird.

Das Klimarisiko ist Realität geworden. Der Bedarf an Lösungen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel wird daher immer dringender. Klimaorientierte Anleger können eine entscheidende Rolle bei der Beschleunigung der Entwicklung dieser Lösungen spielen und von einem erheblichen Ertragspotenzial profitieren, sofern es ihnen gelingt, die damit verbundenen Risiken zu meistern. Wer gute Anlagechancen aufspüren möchte, benötigt aber ein gründliches Verständnis der Anlagelandschaft im Bereich Klimaschutz. Nachfolgend stellen wir ein mögliches Rahmenwerk vor, das auf der mehr als zehnjährigen Erfahrung unseres Teams für klimabezogene Anlagen beruht. 

Verständnis für breitere Zusammenhänge

Klimainvestments profitieren von einem wachsenden gesetzlichen Rahmen: Länder überall auf der Welt ergreifen zunehmend Maßnahmen, um ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt, dass mindestens bis Ende dieses Jahrzehnts jährlich rund 2 Billionen US-Dollar allein in saubere Energien investiert werden. Es ist kein Zufall, dass viele dieser Gesetze nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verabschiedet wurden, der die Risiken in Zusammenhang mit der Energiesicherheit und des Zugangs zu Ressourcen deutlich gemacht hat. Die Energiewende wird für die Länder immer mehr zu einer Chance, nicht nur den CO2-Ausstoß zu reduzieren, sondern vor allem auch Energiesicherheit und -unabhängigkeit zu erreichen.

Bei klimaorientierten Anlagen geht es nicht nur um Energie: Natürlich ist Energie ein enorm wichtiger Bestandteil der sich bietenden Chance. Dieses Thema ist unseres Erachtens aber auch Teil des größeren klimabedingten Wandels, der sich derzeit vollzieht. Energie ist zwar wahrscheinlich der wichtigste Einzelmarkt, der adressiert werden kann, das Klima wirkt sich aber auf die gesamte physische Infrastruktur der Welt aus: eine Ansammlung verschiedener Systeme, die jeweils aus miteinander verbundenen Anlagen bestehen. In all diese Systeme, ob Energie, Strom, Nahrungsmittel, Landwirtschaft oder Verkehr, wurde in den letzten Jahrzehnten zu wenig investiert. Ein aus unserer Sicht sehr wichtiger Aspekt klimaorientierter Anlagen ist die Tatsache, dass diese Systeme derzeit alle erneuert und umgestaltet werden – aber mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit und Effizienz.

Überschneidungen zwischen den Bereichen Energie und Technologie werden für klimaorientierte Anleger immer wichtiger: Eine Erkenntnis, die Alan Hsu aus seiner Erfahrung im Technologiebereich gewonnen hat, ist die Tatsache, dass Software die Produktivität in einzigartiger Weise steigern kann, aber nicht notwendigerweise systematisch in der gesamten Wirtschaft eingesetzt wird. Gab es bis vor kurzem nur wenige Innovationen im Energiesektor, so gibt es heute eine Vielzahl von Technologien, die die Energiewende ermöglichen und beschleunigen. 

Warum für klimaorientierte Anleger die Klimawissenschaft im Vordergrund stehen sollte

Eine der größten Herausforderungen bei Klimainvestitionen besteht in der Tatsache, dass wir in die Zukunft schauen müssen, den Klimawandel jedoch nicht exakt aus der Vergangenheit extrapolieren können. Dabei dient uns die Klimawissenschaft als Orientierungshilfe. Die systematische Einbeziehung klimawissenschaftlicher Erkenntnisse aus unseren Forschungskooperationen – mit dem Woodwell Climate Research Center (Woodwell Climate) und dem MIT Joint Program on the Science and Policy of Global Change – kann nach unserer Erfahrung dazu beitragen, Zeithorizonte zu verlängern und unterschätzte langfristige Chancen zu erkennen.

Im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit Woodwell Climate haben wir zum Beispiel erkannt, dass Agrartechnologie in der Zukunft ein wichtiges Thema in einem Klimaportfolio sein würde – viele der Lebensmittel, die wir konsumieren, werden in der Nähe des Äquators angebaut und somit in Gebieten, die besonders anfällig für extreme Wetterbedingungen sind. Dies hat uns dazu veranlasst, uns auf Unternehmen zu konzentrieren, die die landwirtschaftliche Produktion effizienter, produktiver und widerstandsfähiger machen. 

Was bedeutet das für klimaorientierte Anlagechancen?

Das von uns entwickelte Rahmenwerk hilft uns bei der Auswahl von fünf Schlüsselbereichen, in die wir in unseren Klimaportfolios investieren möchten. Diese decken sowohl den Klimaschutz als auch die Anpassung an den Klimawandel ab.

  • Kohlenstoffarmer Strom, z.B. Unternehmen, die erneuerbare Energien und alternative Brennstoffe anbieten, sowie Unternehmen, die eine Umgestaltung unserer Energieinfrastruktur mit Blick auf die zunehmende Elektrifizierung ermöglichen.
  • Energieeffizienz, z.B. Unternehmen, die Technologien für intelligente Netze, nachfrageseitige Effizienzlösungen oder innovative Baumaterialien anbieten.
  • Kohlenstoffarmer Verkehr, z.B. Unternehmen, die sich mit der Entwicklung von Elektrofahrzeugen, Ladestationen, Batterietechnologie oder Technologien wie Präzisionsschienenführung und autonomen elektrischen Bahnen beschäftigen.
  • Wasser- und Ressourcenmanagement, z.B. Unternehmen, die landwirtschaftliche Technologien und Pflanzenschutzprodukte anbieten, sowie Wasseraufbereitungsunternehmen, die sich auf die Bekämpfung der Wasserknappheit konzentrieren.
  • Klimaresiliente Infrastruktur, z.B. Unternehmen, die dazu beitragen, klimaresiliente Baumaterialien bereitzustellen, oder Unternehmen, die in der Lage sind, die Wahrscheinlichkeit physischer Klimarisiken zu analysieren und zu bewerten, und so eine wichtige Rolle dabei spielen, uns bei der Integration und Anpassung an die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels zu unterstützen.

Was erwartet uns als nächstes im Bereich klimaorientierter Anlagen?

Unseres Erachtens wird die Technologie weiterhin im Mittelpunkt stehen, und während wir alle auf eine einzelne bahnbrechende Technologie wie die Kernfusion oder die Kohlenstoffabscheidung im großen Maßstab hoffen, ist die Realität, dass die Lösung für den Klimawandel wahrscheinlich eine Reihe von Lösungen sein wird, die sich über viele Sektoren und Regionen erstrecken, und dass selbst inkrementelle Verbesserungen dazu beitragen können, die Entwicklung voranzutreiben. Wir gehen davon aus, dass die künstliche Intelligenz im Rahmen des Klimawandels eine wichtige Rolle spielen wird. Dabei müssen wir sowohl Chancen als auch Risiken im Auge behalten. Unseres Erachtens wird die KI allerdings dazu beitragen, die Analyse und das Management von Systemen wie Energie, Strom, Landwirtschaft, Produktion usw. unter dem Gesichtspunkt der Effizienz und Nachhaltigkeit zu optimieren.

Die Anpassung an den Klimawandel wird ungleichmäßig verlaufen und Gewinner und Verlierer hervorbringen. Wir gehen davon aus, dass die Märkte Nachzügler zunehmend bestrafen werden. Für Investmentexperten, die diesen „natürlichen Ausleseprozess“ genau im Auge behalten, besteht unseres Erachtens eine zusätzliche Chance, Erträge zu erzielen und dazu beizutragen, den dringend notwendigen Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft und die Anpassung an den Klimawandel zu beschleunigen.

Unser Fazit: Klimabezogene Anlagen sind unserer Meinung nach sowohl aus finanzieller als auch aus Nachhaltigkeitsperspektive sehr interessant. Für eine erfolgreiche Strategie im Rahmen dieses Wandels ist daher unseres Erachtens ein researchgestützter Bottom-Up-Ansatz mit soliden Kennzahlen erforderlich, um sicherzustellen, dass sich Anlagen finanziell auszahlen und gleichzeitig einen messbaren, bedeutenden Unterschied machen. 

1 Quelle: Copernicus Climate Change Service, August 2023 https://climate.copernicus.eu/july-2023-warmest-month-earths-recent-history.

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