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Venture-Capital-Ausblick zur Mitte des Jahres 2025

Venture-Capital-Ausblick zur Jahresmitte: Fünf wichtige Fragen

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2026-06-30
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Dies ist ein Auszug aus unserem Investmentausblick, in dem Spezialisten aus verschiedenen Bereichen unserer Investmentplattform ihre Einblicke in die Wirtschafts- und Marktfaktoren vorstellen, die aus unserer Sicht die Entwicklung von Portfolios beeinflussen werden.

Das Umfeld hat sich seit unserem Ausblick für 2025 erheblich verändert, als wir noch von einer unmittelbar bevorstehenden Belebung des IPO-Markts ausgegangen waren. Trotz der anhaltenden Volatilität ist der Venture-Capital-Bereich aber glücklicherweise sowohl ein langfristiges als auch ein kreatives Geschäft mit wachsenden Liquiditätsquellen. 

In diesem Ausblick zur Jahresmitte analysieren wir die Implikationen der Verzögerung bei der Belebung des IPO-Marktes und vier weitere, damit in Verbindung stehende Venture-Capital-Trends.

1. Wann sehen wir eine Belebung des IPO-Markts?

Das Fenster, das sich im 1. Quartal 2025 öffnete, hat sich angesichts der Marktvolatilität schnell wieder geschlossen. Wir haben zwar erste Anzeichen für ein gewisses „Auftauen“ gesehen (einige Börsengänge im Mai zeigten zu Beginn eine positive Entwicklung), es ist aber noch zu früh, um sagen zu können, wie dick die Eisschicht sein könnte. Eine anhaltend starke Performance bei diesen Unternehmen könnte schon in der zweiten Jahreshälfte für robustere Emissionsaktivitäten sorgen, besonders in Kombination mit soliden Erträgen an den öffentlichen Märkten im Allgemeinen. Wir rechnen aber eher im späteren Jahresverlauf mit einer stärkeren Dynamik, womit das echte Zeitfenster eher 2026 sein dürfte. Eine anhaltende Verbesserung des IPO-Ausblicks ist zudem anfällig für wichtige makroökonomische Entwicklungen wie negative Neuigkeiten zu Zöllen oder – noch schlimmer – eine Rezession, wodurch sich Fortschritte schnell wieder umkehren können.

In der Zwischenzeit wächst der IPO-Rückstau weiter an, da immer mehr reife private Unternehmen bereit für den Börsengang sind, aber auf einen besseren Einstiegspunkt warten. Die Ungewissheit am Markt dürfte zwar unseres Erachtens die Entwicklung bei Unternehmen in der Früh- und Wachstumsphase verlangsamen, verzögerte IPOs könnten aber den Kapitaleinsatz im Late-Stage-Bereich erhöhen. Ein volatiles makroökonomisches Umfeld aufgrund der zollbedingten Unsicherheit dürfte zudem für längere Phasen zwischen Finanzierungsrunden, höhere Qualitätsansprüche und Bewertungsdruck am Venture-Capital-Markt (außerhalb des KI-Bereichs) sorgen. 

2. Was ist los im M&A-Bereich?

Die Transaktionswerte bei globalen M&A-Aktivitäten in Relation zum BIP lagen Ende 2024 nahezu auf einem 30-Jahres-Tief.Aufgrund der Hoffnung auf Steuersenkungen und Deregulierung hatten viele für 2025 mit einer deutlichen Erholung der M&A-Aktivitäten gerechnet; dies hat sich bislang aber noch nicht wirklich bestätigt. Mitte des Jahres ist es immer noch unklar, ob diese möglichen Positivfaktoren weiterhin durch die Unsicherheit am Markt, Rezessionsängste und die über einen längeren Zeitraume erhöhten Zinsen überschattet werden. 

Bislang zeigt sich bei den Daten ein gemischtes Bild, mit einem Anstieg um 25% gegenüber dem Vorjahr im März 2025, gefolgt von einem Rückgang von nahezu 20% gegenüber dem Vormonat im April.2 Angesichts dieses frühen Rückschritts zögern wir, langfristige Trends für das Jahr vorherzusagen, werden aber das weitere M&A-Volumen genau überwachen, um die vollen Auswirkungen der jüngsten Volatilität auf das Kaufinteresse besser zu verstehen. Ungewissheit kann zwar für potenzielle Käufer den Effekt eines Eimers mit kaltem Wasser haben, es ist aber auch nicht selten, dass einige Unternehmen mit verfügbarem Kapital schwierige Marktphasen für sich nutzen.

Das regulatorische Umfeld ist eine weitere große Unbekannte. Nach der Wiederwahl von Donald Trump sind die Aktienkurse von Unternehmen mit bevorstehenden Fusionen aufgrund der Erwartung einer geringeren regulatorischen Aufsicht in die Höhe geklettert. Dem steht allerdings die Rhetorik gegenüber, großen Unternehmen (insbesondere großen Technologiefirmen) keinen „Freifahrtschein“ ausstellen zu wollen. Auf Basis historischer Trends verlief das erste Quartal diesbezüglich recht normal mit dem Abschluss von drei Untersuchungen zu großen Fusionen.3

3. Gibt es immer noch Wachstumspotenzial bei Private-Equity-Sekundärmarkttransaktionen?

Sekundärmarkttransaktionen im Private Equity (PE)-Bereich lagen 2024 auf Rekordniveau, und das Marktvolumen stieg um 45% auf USD 162 Mrd.4 Darüber hinaus wird für die Zukunft mit einem noch höheren Kapitaleinsatz gerechnet, da das nicht abgerufene Kapital für PE-Sekundärmarkttransaktionen letztes Jahr mit USD 288 Mrd. ein Allzeithoch erreicht hat.5 Hintergrund ist ein robustes Fundraising-Umfeld.

Tatsächlich steht für das 1. Quartal 2025 eine Rekordsumme von USD 50,7 Mrd. an zugesagtem Kapital zu Buche, der beste Wert für das erste Quartal in der jüngeren Geschichte, der zudem fast den Gesamtwert für 2022 von USD 53 Mrd. erreicht hat.6 Diese Dynamik dürfte sich fortsetzen, mit mehr als 250 erwarteten Sekundärmarkttransaktionen, für die ein Volumen von USD 93,8 Mrd. angepeilt wird.7 Dies dürfte außerdem unter dem tatsächlich gesuchten Kapital liegen, da viele Manager ihre Ziele nicht offenlegen.

Ist dieser erwartete Kapitalzufluss ein Grund zur Sorge? Unseres Erachtens nicht zwangsläufig, da der Sekundärmarkt über weniger als das 2-fache an nicht abgerufenem Kapital in Relation zum Transaktionsvolumen verfügt, verglichen mit dem mehr als 3-fachen am Primärmarkt.8 Allein auf dieser Basis könnte man argumentieren, dass der Bereich deutlich unterkapitalisiert ist, unabhängig von dem exponentiellen Wachstum des Marktes bisher.

Wir halten es aber für entscheidend, die Abschläge bei Sekundärmarkttransaktionen als Prozentsatz des NAV zu überwachen. Viele Anleger nutzen einen Abschlag zum NAV zur Reduzierung des J-Kurveneffekts, da die Realisierung dieses Abschlags zum Kauf einen sofortigen Anstieg der Performance bedeutet. Buyout-Bewertungen liegen im Durchschnitt bei 94% des NAV, und der Zufluss von neuem Kapital könnte diesen Wert in die Höhe treiben (Abbildung 1). Anleger sollten darüber nachdenken, ab welchem Punkt die fundamentale Anlagethese für Sekundärmarkttransaktionen nicht mehr funktioniert, wenn das nicht abgerufene Kapital Manager dazu zwingt, über dem NAV liegende Bewertungen in Kauf zu nehmen. Im Gegensatz dazu könnten Growth/Venture-Anlagen relativ attraktiv sein, da die Bewertungen hier durchschnittlich bei nur 75% des NAV liegen.

Abbildung 1

cash-flow-diagramm

4. Was bedeutet das aktuelle Umfeld für GPs?

Beim PE-Fundraising war für 2025 nach einem Rückgang in den vorigen Jahren mit einer Stabilisierung gerechnet worden. Angesichts der anhaltenden Marktvolatilität erwarten wir nun jedoch allgemein ein weiteres rückläufiges Jahr beim PE-Fundraising und erst 2026 eine Erholung.

Das Wachstum bei PE-Sekundärmarkttransaktionen ist zwar positiv für die Liquidität, es ist aber immer noch deutlich zu klein, um die vom öffentlichen Markt generierte Liquidität zu ersetzen. Tatsächlich wird am öffentlichen Markt ungefähr das gleiche Volumen in vier Tagen gehandelt wie bei Private-Equity-Transaktionen (als Anlageklasse) über ein ganzes Jahr (Abbildung 2). Dies ist besonders in den Bereichen Growth und Venture relevant, wo Anleger und Mitarbeiter größtenteils durch Unternehmensanteile zusätzliche Vergütungen erhalten. 

Abbildung 2

cash-flow-diagramm

Unseres Erachtens bedeutet dies, dass institutionelle LPs im Hinblick auf ihre PE-Allokationen weiter weniger Spielraum haben dürften, weshalb neue Liquidität vermutlich aus dem Wealth-Markt kommen muss. Dies könnte zusätzlichen Druck für GPs bedeuten, in den Wealth-Bereich und in Anlagevehikel zu expandieren, die dort interessant sind (z.B. sogenannte „semi-liquide“ Fonds). 

5. Kann Tokenisierung dabei helfen, die Probleme zu mildern?

Ein Mangel an Liquidität kann für LPs und GPs schmerzhaft sein; dieser Schmerz kann unseres Erachtens aber auch zu Innovationen führen. Derzeit steht zwar Illiquidität im Fokus, hohe Mindestanlagebeträge, operative Ineffizienzen und ein Mangel an Transparenz sind aber ebenfalls weiterhin Hürden für den Zugang zum Privatmarkt.

Kurzfristig haben Liquiditätslösungen wie Fortsetzungsfonds (Teil der unter Punkt 3 oben erläuterten Expansion von Sekundärmarkttransaktionen), NAV-Finanzierungen und Strip Sales (Teilverkäufe) für etwas Entlastung gesorgt. Unserer Meinung nach könnte Tokenisierung (die digitale Repräsentation eines realen Vermögenswerts) eine robustere und beständigere Lösung für diese Herausforderungen liefern:

  • Illiquidität: Tokenisierung kann die Liquidität erhöhen, indem sie die Effizienz der Abwicklung, des Sekundärmarkthandels, der Besicherung und des globalen Zugangs verbessert.
  • Hohe Mindestanlagebeträge: Tokenisierung ermöglicht auch, dass Vermögenswerte in kleinere Einheiten aufgeteilt werden, wodurch die Eintrittsbarrieren für Anleger sinken.
  • Operative Ineffizienzen: Smart Contracts können die Notwendigkeit von Intermediären reduzieren, Kosten senken und Prozesse beschleunigen.
  • Mangelnde Transparenz: Blockchain liefert unveränderliche Aufzeichnungen des Eigentums und von Transaktionen in Echtzeit.

Darüber hinaus wird die Implementierung von Tokenisierungs- und Blockchain-Technologien entscheidend für den effizienten Betrieb von KI-Systemen sein, die als Wirtschaftsakteure fungieren.

Ausblick für Venture Capital

Das aktuelle Venture-Capital-Umfeld dürfte für eine noch stärkere Unterscheidung zwischen den Gewinnern und Verlierern der Branche sorgen. Gute kapitalisierte Unternehmen mit beträchtlichem Wachstum und guter Wirtschaftlichkeit dürften mehr Aufmerksamkeit und leichteren Zugang zu Finanzierung erhalten. Für Unternehmen ohne diese Eigenschaften ist es weniger wahrscheinlich, dass sie Kapital zu attraktiven Bewertungen beschaffen können. Unternehmen mit hohem Kapitalverbrauch, die sich keine weitere Finanzierung sichern können, müssen vermutlich entweder die Cash Burn Rate erhöhen und darauf hoffen, dass hierdurch das Wachstum angekurbelt wird, zur Verbesserung der Rentabilität die Ausgaben senken (wodurch sich auch das Wachstum reduziert) oder M&A-Aktivitäten ins Auge fassen. 

Diese Zeit der Differenzierung ist unseres Erachtens eine interessante Gelegenheit für Anleger mit verfügbarem Kapital und der Expertise, den Ressourcen und dem Netzwerk, um potenzielle langfristige Gewinner zu identifizieren.

1Quellen: Dealogic, S&P, Bain & Co-Analyse. Daten per 31. Dezember 2024. | 2„M&A activity insights: May 2025“, EP, per 20. Mai 2025. | 3„DAMITT Q1 2025: Slow start to merger enforcement amid leadership transitions in US and EU“, Dechert LLP, 1. Mai 2025. | 4„Global Secondary Market Review, January 2025“, Jefferies. | 5Ibid. | 6„Behind 2025’s hot secondaries fundraising start“, Secondaries Investor, 10. April 2025. | 7„Secondaries in 2025: the outlook for fundraising, deals, and performance“, Preqin, Daten per 27. Januar 2025. | 8Ibid.

Experten

Michael Carmen

Michael Carmen

, CFA

Co-Head, Private Investments
craig william

William Craig

Investment Director
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Mark Watson

Investment Specialist

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