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Private-Credit-Ausblick zur Mitte des Jahres 2025

Lohnt sich die Illiquiditätsprämie noch?

Emily Bannister, CFA, Director, Private Credit
Sonali Wilson, Director of Alternatives, Americas
6 Min. Lesezeit
2026-06-30
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Dies ist ein Auszug aus unserem Investmentausblick, in dem Spezialisten aus verschiedenen Bereichen unserer Investmentplattform ihre Einblicke in die Wirtschafts- und Marktkräfte vorstellen, die aus unserer Sicht die Entwicklung von Portfolios beeinflussen werden.

Die Wachstumsrate am Private-Credit-Markt für die letzten zehn Jahre war mehr als doppelt so hoch wie die der breiteren Vermögensverwaltungsbranche.1 Dieses rasante Wachstum ist zum großen Teil auf die Attraktivität der historischen Illiquiditätsprämie dieser Anlageklasse zurückzuführen. Angesichts der aktuell unsicheren und volatilen Marktlage legen viele Investoren heute jedoch zunehmend Wert auf Liquidität. 

In diesem Artikel kommen wir zum Kern der Sache: Lohnt sich die zusätzliche Rendite von Private-Credit-Anlagen überhaupt noch?

Was ist die Illiquiditätsprämie im Bereich Private Credit?

Die Aufschläge für Private-Credit-Anlagen variieren sowohl im Laufe der Zeit als auch zwischen den verschiedenen Teilsektoren des Marktes. Mit dieser Prämie werden das Illiquiditätsrisiko der Anlageklasse sowie deren Komplexitäts-, Faktor-, idiosynkratische und sonstige Risiken kompensiert. In der Vergangenheit haben gängige Allokationen wie Direktkredite einen Renditeaufschlag von über 4% gegenüber ähnlichen öffentlichen Märkten für Titel mit einem Rating unter Investment Grade erzielt.2 Unsere Multi-Asset-Strategen gehen für die Zukunft jedoch von einer konservativeren Schätzung von 2% für breite Private-Debt-Allokationen aus. Ein wichtiger Faktor ist, dass Private-Credit-Allokationen potenzielle Vorteile wie eine höhere Widerstandsfähigkeit und eine bessere Diversifizierung des Portfolios bieten. 

Beurteilung von Private-Credit-Anlagen in volatilen Märkten

Unabhängig davon, ob die Prämie bei 2% oder über 4% liegt – Investoren müssen bei der Bewertung der potenziellen Vorteile von Private Credit die aktuelle Liquiditätslage berücksichtigen. Unserer Meinung handelt es sich bei der daraus resultierenden Frage „Lohnt sich die Illiquiditätsprämie?“ eigentlich um drei verschiedene Fragen: 

  1. Welche Teilsektoren bieten künftig besonders attraktive Renditeaufschläge? 
  2. Können Sie die für den Zugang zu diesen Aufschlägen erforderliche Illiquidität verkraften?
  3. Wie können die besonderen Merkmale von Private-Credit-Anlagen dazu beitragen, das Risiko zu mindern?

Wir sind davon überzeugt, dass Investoren am besten beraten sind, wenn sie drei Überlegungen zur Umsetzung anstellen, um diese Fragen zu beantworten.

1. Berücksichtigen Sie Bereiche mit überdurchschnittlich hohen zukünftigen Aufschlägen

Ein Ansatz, den Investoren verfolgen können, um die aktuelle Marktunsicherheit zu bewältigen, besteht darin, für Anlagen an Privatmärkten einen überdurchschnittlichen Aufschlag zu verlangen. Während einige Bereiche des Private-Credit-Marktes eine Spreadeinengung verzeichnet haben, sind die Spreads in zahlreichen anderen Bereichen im historischen Vergleich nach wie vor attraktiv. 

So ist der Markt für börsennotierte US-Unternehmensanleihen beispielsweise derzeit ausgesprochen angespannt, der Markt für Private-Credit-Anlagen mit Investment-Grade-Rating hingegen deutlich weniger. Darüber hinaus ist der Spreadaufschlag von Private-Credit-Anlagen mit Investment-Grade-Rating gegenüber dem öffentlichen Markt im historischen Vergleich hoch (74. Perzentil). Wir sind davon überzeugt, dass eine Konzentration auf Allokationen mit dieser Art von Aufschlag das Wertpotenzial erheblich steigern kann.

2. Berechnen Sie Ihren Liquiditätsbedarf (und ziehen Sie einen Liquiditätspuffer in Betracht)

Während die Allokationen im Bereich Private Credit in den letzten Jahren über alle Anlegerkategorien hinweg zugenommen haben,3 variiert die Größe der Allokation je nach den spezifischen Bedürfnissen sowie der Illiquiditätstoleranz der Anleger. Beispielsweise können Anleger, die sich an Verbindlichkeiten oder regulatorischen Vorgaben orientieren (z. B. Pensionskassen und Versicherungen), ein höheres Illiquiditätsbudget aufweisen, da sie in der Regel auf die Maximierung der Rendite pro Risikoeinheit ausgerichtet sind. Demgegenüber streben eher taktisch orientierte Anleger, wie beispielsweise Stiftungen und Family Offices, möglicherweise die höchste absolute Rendite aus Illiquidität an. In Zeiten hoher Marktvolatilität und Unsicherheit ist es für Investoren von entscheidender Bedeutung, ihre Prognosen zum künftigen Liquiditätsbedarf auf den neuesten Stand zu bringen. Wir sind davon überzeugt, dass die Modellierung von Cashflow-Szenarien und die Durchführung von Stresstests zur möglichen Marktentwicklung dazu beitragen können, die Unsicherheit zu mindern und potenzielle Auswirkungen abzuschätzen. 

Wichtig ist, dass Anleger durch den Zugang zu Bereichen der Anlageklasse, die einen überdurchschnittlichen zukunftsbezogenen Aufschlag gegenüber den öffentlichen Märkten aufweisen, das Potenzial haben, sich einen Liquiditätspuffer aufzubauen. Dieser hilft ihnen, das Illiquiditätsrisiko der Anlageklasse in Zeiten erhöhter Marktunsicherheit zu bewältigen. 

Ein Investor, der langfristig Illiquidität akzeptieren kann, aber kurzfristig Bedenken hinsichtlich des Marktes hat, könnte sich beispielsweise dazu entscheiden, 25% seiner geplanten Private-Credit-Allokation in liquiden Mitteln in Reserve zu halten. Dieser Ansatz würde zwar die kurzfristigen Erträge verringern, dafür aber eine höhere Liquidität des Portfolios gewährleisten (Abbildung 1). Vor allem aber liefert er ein Paradebeispiel zur Verdeutlichung des Werts des Renditeaufschlags an privaten Märkten in verschiedenen Teilsektoren des Private-Credit-Segments. Wachstumskredite (Growth Lending) bieten bei einem Liquiditätspuffer von 25% immer noch einen Aufschlag von 3% gegenüber den öffentlichen Märkten, was es Investoren erlaubt, den bei Allokationsentscheidungen oftmals angestrebten Aufschlag von 2% bis 4% zu erzielen. Im Direct-Lending-Bereich hingegen würde ein ähnlicher Liquiditätspuffer den historischen Aufschlag auf 0,1% sinken lassen, was für einige Anleger im aktuellen Umfeld möglicherweise nicht ausreichend ist.

Abbildung 1

cashflow-grafik

3. Nutzen Sie die einzigartigen Merkmale von Private-Credit-Anlagen

Schließlich weisen Private-Credit-Anlagen mehrere zusätzliche Merkmale auf, die in unsicheren Märkten von Vorteil sein können. Ein gründliches Verständnis dieser Hebel kann Anlegern dabei helfen, diejenigen Strategien und Manager auszuwählen, die ihren Zielen im aktuellen Marktumfeld am besten gerecht werden. Aus unserer Sicht gibt es drei wesentliche Merkmale, die bei heutigen Private-Credit-Allokationen hervorzuheben sind.

  • Vertragsbedingungen: Die Kreditspreads an den öffentlichen Märkten für Unternehmensanleihen liegen derzeit im historischen Vergleich unter dem Durchschnitt. Dies könnte in Zukunft zu einer erhöhten Volatilität führen, wobei die Kreditrisiken durch die derzeit hohen Bewertungen noch steigen könnten. Vor diesem Hintergrund könnten die am Private-Credit-Markt verfügbaren Gläubigerschutzklauseln – wie Verpflichtungen, den Verschuldungsgrad unter bzw. die Liquidität über einem bestimmten Niveau zu halten oder die Fähigkeit zur Aufnahme neuer Schulden ohne Zustimmung der Kreditgeber zu beschränken – nützliche Instrumente zur Minderung von Kreditrisiken sein. 
  • Zinsuntergrenzen: Ein Grund für die oben erwähnten engen Kreditspreads ist der Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen in den letzten zwei Jahren. Es gibt jedoch auch eine Kehrseite der Medaille. Viele Private-Credit-Instrumente sind variabel verzinsliche Schuldtitel, deren Kuponraten auf einem Basiszinssatz – wie SOFR oder die Prime Rate – zuzüglich eines vorab vereinbarten Spreads basieren. Da die Kreditbedingungen am Private-Credit-Markt individuell ausgehandelt werden, können Anlageverwalter sogenannte „Floors“ (Untergrenzen) vereinbaren. Dabei handelt es sich um vertragliche Bestimmungen, die einen Mindestbasiszinssatz garantieren, um Anleger vor sinkenden Zinsen zu schützen und die Vorteile eines Umfelds mit höheren Zinsen effektiv „festzuschreiben”.
  • Diversifizierungspotenzial: Da am Private-Credit-Markt weiterhin Kredite mit einem breiteren Spektrum von Besicherungs-, Größen- und Qualitätsprofilen vergeben werden, können Anleger ihre Allokationen innerhalb dieses Bereichs diversifizieren. Dies ist im aktuellen Umfeld von besonderer Bedeutung, da die Kreditspreads am öffentlichen Markt für die vorangegangenen 15 Jahre im 18. Perzentil liegen. Dies könnte das Kreditrisiko in den Portfolios vieler Anleger potenziell erhöhen.4 Beispielsweise können Anleger in Erwägung ziehen, ihr Engagement in traditionellen Unternehmensanleihen durch weniger stark korrelierte, mit Forderungen besicherte Kredite in Bereichen wie gewerbliche Immobilienkredite, Infrastrukturkredite und Asset-Based Finance zu ergänzen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Volatilität gehen wir davon aus, dass verschiedene Teilsektoren in kürzeren Zeiträumen unterschiedlichen Einflussfaktoren unterliegen werden. Durch Diversifizierung kann der Wertbeitrag dieser Anlageklasse über Renditeaufschläge hinaus gesteigert werden, indem widerstandsfähigere Private-Credit-Allokationen geschaffen werden.

Ein Schwerpunkt auf Strategien und Manager, die sich durch eine hohe Disziplin hinsichtlich der Kreditvereinbarungsklauseln auszeichnen, Zinsuntergrenzen bieten und das Diversifizierungspotenzial der Allokation erhöhen, kann dazu beitragen, dass sich die bestehende Illiquidität durchaus lohnt.

Fazit für Private-Credit-Anlagen in unsicheren Märkten

Investoren, die eine gewisse Illiquidität in Kauf nehmen können, können trotz der Marktunsicherheit weiterhin von dem Renditeaufschlag (und anderen potenziellen Vorteilen) im Bereich Private Credit profitieren. Wir sind jedoch der Ansicht, dass die derzeitige Volatilität einen umsichtigen Ansatz bei der Allokation in diese illiquide Anlageklasse erfordert. Wir empfehlen Anlegern, ihren Liquiditätsbedarf einer neuerlichen Prüfung zu unterziehen und Stresstests für mögliche Marktentwicklungen durchzuführen. 

Entscheidend ist, dass Investoren ihre Allokationen auf diejenigen Bereiche des Private-Credit-Marktes ausrichten können, die die höchste relative Vergütung für die Illiquidität bieten, am besten zu ihrem aktuellen Liquiditätsbedarf passen und die übrigen potenziellen Vorteile dieser Anlageklasse nutzen.

1Quellen: Prequin, per 2 Juni 2025. Alle Zahlen sind nominal, bei den Daten für 2024 handelt es sich um eine Prognose von Preqin. BCG, Global Asset Management Report 2025. Der Bereich „Private Credit” hat im Zeitraum von 2014 bis 2024 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 13,6% verzeichnet, während der Zuwachs des verwalteten Vermögens (AUM) der Vermögensverwaltungsbranche (ohne Privatmarktanlagen) bei 6,5% lag. | 2Quellen: Cliffwater Direct Lending Index, Bank Loan Index Splice und Bloomberg US Corporate High Yield Index. Daten für die letzten 15 Jahre bis zum 31. März 2025. Bank Loan Splice (Indexkombination) repräsentiert den S&P UBS Leveraged Loan Index vom 2. Quartal 2010 bis zum 3. Quartal 2011, den Bloomberg US High Yield Loans Performing Index vom 4. Quartal 2011 bis zum 2. Quartal 2016 und den Morningstar LSTA Leveraged Loan Index vom 3. Quartal 2016 bis heute. Die in der Vergangenheit erzielten Ergebnisse sind nicht zwangsläufig ein Indikator für die zukünftige Entwicklung. | 3Quelle: Private Debt Investor. Daten per 31. Dezember 2024. | 4Quelle: Bloomberg US Aggregate Corporate Index. Daten per 31. März 2025.

Experten

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Emily Bannister

, CFA

Director, Private Credit
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Sonali Wilson

Director of Alternatives, Americas

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