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Vier Anlageperspektiven zu den ersten 100 Tagen unter Trump

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5 Min. Lesezeit
2026-04-30
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White House South Portico

Die hierin enthaltenen Ansichten sind die der Autoren, basieren auf verfügbaren Informationen und können ohne vorherige Ankündigung Änderungen unterliegen. Einzelne Portfoliomanagementteams können unterschiedliche Ansichten vertreten und für verschiedene Kunden unterschiedliche Investitionsentscheidungen treffen. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Alle Anlagen sind mit einem Risiko verbunden. Die Anlagemärkte sind mit wirtschaftlichen, regulatorischen, politischen und an die Marktstimmung geknüpften Risiken verbunden. Anleger sollten stets die möglichen Risiken für ihr Kapital in Betracht ziehen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen.

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Nick Samouilhan

, PhD, CFA, FRM

Multi-Asset Strategist

Die ersten 100 Tage der Amtszeit eines US-Präsidenten gelten seit der ersten Amtszeit von Franklin D. Roosevelt im Jahr 1933 als Meilenstein und Messlatte. Am 30. April enden die ersten 100 Tage der aktuellen Trump-Regierung, und diese Zeit war typisch unvorhersehbar. 

Auch wenn in den ersten 100 Tagen viel passiert ist – zum Beispiel Änderungen am US-Medicaid-Programm, geplante Deregulierungen und ein hartes Vorgehen gegen illegale Einwanderung –, wurden die Schlagzeilen zuletzt vor allem durch die umfassenden Zollmaßnahmen, die eingeführt und dann am 9. April wieder ausgesetzt wurden, dominiert. Während die meisten sogenannten reziproken Zölle derzeit ausgesetzt sind, hat der US-Präsident zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels den angekündigten Zollsatz für China auf 145% erhöht.

Die Märkte haben auf die widersprüchlichen politischen Ankündigungen mit einem Einbruch nach der Einführung der Zölle und einem sprunghaften Anstieg nach der Ankündigung ihrer Aussetzung reagiert. Es ist bezeichnend für den Stil des Präsidenten, in dieser Situation die protektionistischste Handelspolitik seit fast einem Jahrhundert anzukündigen, nur um fast alle Maßnahmen am selben Tag wieder zurückzunehmen. Gleiches gilt für die gegenseitigen Zollerhöhungen mit China, das ebenfalls seine Zölle gegenüber den USA erhöht hat. 

Wenn es also eine Lehre gibt, die Anleger aus den ersten 100 Tagen der Trump-Regierung ziehen können, dann die, dass sie sich auf Unsicherheit einstellen sollten, die wahrscheinlich über die ersten 100 Tage hinaus anhalten wird. Eine Aussetzung der Zölle ist kein Versprechen für Stabilität oder einen boomenden Aktienmarkt, sondern eine Erinnerung daran, wie schnell und stark politische Entscheidungen die Märkte beeinflussen können. 

Die jüngsten Marktturbulenzen erinnern eindringlich an die potenziellen Vorteile aktiv verwalteter Strategien, die in der Regel flexibler und anpassungsfähiger sind als passive Strategien. Um uns dabei zu helfen, den Überblick zu behalten, teilen drei unserer Anleihen- und Aktienexperten ihre Einschätzung der ersten 100 Tage der zweiten Amtszeit von Donald Trump und der möglichen Folgen für Anleger.

Connor Fitzgerald

Connor Fitzgerald

, CFA

Fixed Income Portfolio Manager

Die ersten 100 Tage der Präsidentschaft von Donald Trump waren von Volatilität, Unsicherheit und Veränderungen geprägt. Nachdem die Regierung zunächst die Staatsausgaben und die Einwanderung in den Vordergrund gestellt hatte, machte sie in der Folge ihren Plan deutlich, das Handelsdefizit der USA gegenüber globalen Handelspartnern durch Zölle zu reduzieren. Der Versuch, den Welthandel und die Außenpolitik durch protektionistische Maßnahmen grundlegend zu verändern, kann, selbst wenn er geduldig und mit Präzision durchgeführt wird, zu Volatilität führen. Diese Regierung hat sich jedoch für ein schnelles und intransparentes Vorgehen entschieden, was zu größerer Unsicherheit bei Unternehmen und Verbrauchern sowie zu erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten geführt hat. Meiner Meinung nach wird diese volatile Dynamik mittelfristig, also über die ersten 100 Tage hinaus, anhalten.

Ich halte die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA für hoch, zumal sich eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums bereits vor den jüngsten Ereignissen abgezeichnet hatte. Angesichts der aktuellen Diskussionen um Handelskriege und Zölle hat sich das Risiko eines Konjunkturabschwungs weiter erhöht. Ich achte sehr genau auf die Konsumausgaben und das Nachfrageverhalten der US-Verbraucher, die Auswirkungen einer möglicherweise geringeren USD-Liquidität weltweit und die Nachfrage ausländischer Käufer nach US-Vermögenswerten. Meiner Meinung nach unterschätzt die Trump-Regierung den Wert des Kapitalbilanzüberschusses, den die USA in den letzten 15 Jahren erzielt haben, und überschätzt die Auswirkungen des Handelsbilanzdefizits bei Gütern im gleichen Zeitraum.

Campe Goodman

Campe Goodman

, CFA

Fixed Income Portfolio Manager

Die ersten Monate der zweiten Amtszeit von Donald Trump haben eine deutliche Abkehr von der bisherigen Wirtschaftspolitik gebracht. Bereits vor den jüngsten Zollankündigungen gab es erhebliche Marktreaktionen auf die Umstrukturierungsmaßnahmen der Regierung unter Führung des Department of Government Efficiency (DOGE), weitreichende Vertragskündigungen und Änderungen bei der Einwanderungspolitik. All dies hat zu einem Klima der Unsicherheit beigetragen, das sich auf unternehmerische Entscheidungen auswirkt.

Wenn Unternehmen nicht absehen können, was als Nächstes kommt, verzichten sie auf Neueinstellungen und verschieben Investitionen. Auch Verbraucher tendieren dann dazu, ihre Ausgaben zu reduzieren. Die neu angekündigten Zölle haben diese Befürchtungen noch verstärkt und zu weiteren wirtschaftlichen Turbulenzen geführt.

Ich glaube, dass wir uns wahrscheinlich bereits in einer Rezession befinden, da die Produktions- und Beschäftigungszahlen allmählich zurückgehen. Dieses politische Umfeld hat die US-Notenbank Fed in eine echte Zwickmühle gebracht. Während eine konjunkturelle Kontraktion normalerweise Zinssenkungen auslösen würde, stünde die Fed angesichts der anhaltend hohen Inflation bei einem solchen Schritt vor einem Glaubwürdigkeitsproblem. Meiner Meinung nach werden wir am Ende Zinssenkungen sehen, aber die Anleger sollten sich im Zuge dieser Entwicklung auf eine hohe Volatilität einstellen. Dies wird voraussichtlich zu einer steileren Zinsstrukturkurve führen – die kurzfristigen Zinsen werden sinken, während die längerfristigen Zinsen eher stabil bleiben.

An den Märkten ist bereits eine deutliche Ausweitung der Credit Spreads zu beobachten. Auch wenn die Bewertungen am Credit-Markt noch kein Szenario einer tiefen Rezession widerspiegeln, ist es für Anleger inzwischen wahrscheinlich zu spät, ihr Risiko jetzt noch zu reduzieren. Meines Erachtens ist das relevantere Dilemma die Frage, wann die Risikopositionen strategisch wieder erhöht werden sollten.

Der Markt eröffnet interessante Anlagechancen, da sich Verwerfungen zwischen den verschiedenen Credit-Sektoren abzeichnen. Der US-Credit-Markt, der zuletzt zu den teuersten der Welt zählte, hat deutlich an Attraktivität gewonnen. Ich gehe davon aus, dass sich in den kommenden Monaten attraktive Chancen für einen dynamischen Wechsel zwischen den Sektoren ergeben werden, wenn sich diese Verwerfungen fortsetzen.

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Tim Manning

Equity Portfolio Manager

Die ersten 100 Tage dieser Regierung unter Donald Trump waren vor allem von Unsicherheit geprägt. Seine politischen Vorschläge, die von Deregulierung bis Handelsprotektionismus reichen, haben weitreichende makroökonomische Auswirkungen. Wenn aber die ersten 100 Tage ein Indikator sind, dann wird der Weg zum Erreichen seiner Ziele alles andere als geradlinig verlaufen. Schon vor dem Amtsantritt des Präsidenten hatte ich mit kürzeren Konjunkturzyklen und einer dauerhaft höheren makroökonomischen Volatilität gerechnet – eine Einschätzung, an der ich festhalte und auf die ich mich mit Blick auf die Zukunft aktiv vorbereite.

Die am „Liberation Day“ eingeführten Zölle haben zunächst das Risiko einer Verlangsamung des US-Wachstums und der globalen Konjunkturzyklen durch verstärkte Handelsbarrieren und gestiegene Inflationsrisiken erhöht. Seit der Aussetzung der Zölle haben diese Risiken und die damit verbundene Unsicherheit etwas abgenommen und die Aktienmärkte haben sich erholt. Sollten die vorgeschlagenen „reziproken“ Zölle jedoch in irgendeiner Form umgesetzt werden, wäre mit weitreichenden Auswirkungen auf die globalen Aktienmärkte zu rechnen.

Ich halte daher eine dynamischere Aktienpositionierung für sinnvoll und schließe mich Nicks Einschätzung an, dass in Zeiten von Marktturbulenzen aktiv verwaltete Strategien mit einem Prozess zur zyklusabhängigen Positionierung der Portfolios gegenüber passiven Alternativen im Vorteil sein können. Aktive Manager können disziplinierte Titelauswahlverfahren anwenden, die darauf abzielen, das Engagement in den am stärksten betroffenen Marktbereichen zu minimieren und die Fundamentaldaten einzelner Unternehmen sorgfältig zu bewerten, um attraktive oder idiosynkratische Anlagechancen bei qualitativ hochwertigen Unternehmen zu identifizieren, die besser positioniert sind, um die Krise zu überstehen. Auch nach dem Erreichen dieses Meilensteins werden wir die Entwicklung an den US-Aktienmärkten natürlich weiterhin genau beobachten und unsere Einschätzungen jeweils entsprechend aktualisieren. 

Experten

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Nick Samouilhan

, PhD, CFA, FRM

Multi-Asset Strategist
Connor Fitzgerald

Connor Fitzgerald

, CFA

Fixed Income Portfolio Manager
Campe Goodman

Campe Goodman

, CFA

Fixed Income Portfolio Manager
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Tim Manning

Equity Portfolio Manager

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