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Anlageperspektiven

KI unterscheidet sich von bisherigen Technologiezyklen – und Anleger brauchen womöglich einen neuen Ansatz

Brian Barbetta, Global Industry Analyst
Andrew Heiskell, Equity Strategist
4 min read
2026-07-31
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

KI dominiert zwar derzeit die Schlagzeilen, ihr Potenzial für disruptives Wachstum und attraktive Anlageerträge wird aber unseres Erachtens nach wie vor unterschätzt. Gleichzeitig laufen Anleger Gefahr, in bekannte Fallen zu tappen: Sie hoffen, dass ein breites Indexengagement die sich bietenden Chancen abdeckt, und haben Mühe zu erkennen, welche Unternehmen von der Entwicklung profitieren – und welche ins Hintertreffen geraten könnten. 

Obwohl die potenziellen Fallstricke dieselben sind, unterscheidet sich KI in mehrfacher Hinsicht von allen bisherigen technologischen Paradigmenwechseln:

  • Hardware, die auf KI-Anwendungen und -Dienste zugreifen kann, ist inzwischen weltweit nahezu allgegenwärtig
  • Im Vergleich zu früheren technologischen Paradigmenwechseln schreitet die KI mit beispielloser Geschwindigkeit voran
  • KI-Technologie ist wesentlich leichter skalierbar als andere technologische Innovationen
  • Unternehmen investieren enorme Beträge in KI

Dies ist deshalb von Bedeutung, weil die mit der KI verbundenen Umwälzungen aktiven Managern zahlreiche Möglichkeiten bieten könnten, durch Anlagen in Technologiewerte und andere Sektoren einen Mehrwert zu erzielen. Allerdings wird dabei Selektivität entscheidend sein. Ein Unterschätzen der Geschwindigkeit und des Ausmaßes der Umwälzungen könnte dazu führen, dass Anleger Chancen verpassen. Betrachten wir diese Unterscheidungsmerkmale einmal genauer. 

Was unterscheidet die durch KI verursachte Disruption von früheren Zyklen?

1) Die allgegenwärtige Verfügbarkeit der erforderlichen Hardware ermöglicht eine viel schnellere Einführung von Software als in der Vergangenheit

Für frühere technologische Umwälzungen waren große Hardware-Zyklen mit entsprechenden Kosten für Unternehmen oder Privatpersonen erforderlich. Dieses Mal verfügen die Verbraucher bereits über die erforderlichen Geräte und die nötige Konnektivität, um die Technologie sofort nach ihrer Veröffentlichung nutzen zu können. Zwei Drittel der Weltbevölkerung haben Zugang zum Internet, wobei viele Länder eine Zugangsrate von fast 100% aufweisen. Unternehmen haben Zugang zu Cloud-Dienstleistern, die umfangreiche Implementierungen schnell skalieren können.

Daher gehen wir davon aus, dass diese Technologie deutlich schneller eingeführt wird als dies bei früheren Technologiezyklen der Fall war. Bestes Beispiel: Nach seiner Einführung im Dezember 2022 benötigte ChatGPT von OpenAI lediglich zwei Monate, um 100 Millionen monatliche Nutzer zu erreichen. 

2) Das rasante Tempo des technologischen Fortschritts und die damit verbundenen Kosteneinsparungen

Seit der Einführung von ChatGPT sind wir davon beeindruckt, wie schnell sich große Sprachmodelle verbessern. Ein wichtiger Faktor ist, dass Reasoning-Modelle ihre eigenen Trainingsdaten generieren. Jeder Gedanke, den ein Modell durchläuft, kann wieder an das Modell zurückgegeben werden, sodass es während der Problemlösung effektiv in Echtzeit lernt.

Darüber hinaus sinken die Kosten für Technologie aufgrund von Fortschritten im Bereich der Halbleiter rapide, was noch profitablere Anwendungsfälle für generative KI ermöglicht. Noch vor wenigen Jahren wären Reasoning-Modelle aufgrund ihrer Rechenintensität unerschwinglich teuer gewesen. 

3) KI-Technologie lässt sich leichter skalieren als andere technologische Fortschritte 

Wenn wir an frühere Technologiezyklen zurückdenken, erforderten sowohl die Automatisierung von Arbeitsprozessen als auch die computergestützte Ausweitung von Wissensarbeit – also Tätigkeiten, die Denken, Analysieren oder kreatives Schaffen beinhalten – neue Geräte und Prozesse. Die Automatisierung von Fertigungsstraßen schreitet seit über einem Jahrhundert voran, allerdings nur langsam, da die Senkung von Kosten in der physischen Welt Zeit benötigt. Die Erweiterung der Wissensarbeit durch Computer erforderte ebenfalls Ausrüstung und Fähigkeiten (z.B. das Erlernen des Maschinenschreibens oder der Verwendung von Tabellenkalkulationen). Auch wenn dies relativ schnell geschah, dauerte es doch Jahrzehnte. 

Bei KI beobachten wir, dass die Unterstützung menschlicher Arbeit in einem beispiellosen Tempo zunimmt. Auf dem Weg zu einer agentenbasierten Welt, deren erste Anwendungsfälle in diesem Jahr bereits umgesetzt wurden, sehen wir eine Technologie, die den Menschen in großem Umfang und mit weniger Reibungsverlusten als bei jedem bisherigen Automatisierungszyklus ersetzen kann. Dies geschieht schnell und wird sich unserer Ansicht nach wahrscheinlich noch weiter beschleunigen.

4) Große Technologieunternehmen investieren mit beispielloser Geschwindigkeit 

Große Technologieunternehmen und KI-Forschungseinrichtungen investieren so intensiv wie nie zuvor in die Weiterentwicklung dieser Technologie. Dieser Wettlauf um die Skalierung von Modellen und das Gewinnen von Aufträgen beschleunigt die Entwicklung und die Akzeptanz dieser Technologie.

Warum ist das wichtig?

Nur wenigen ist das Ausmaß der bevorstehenden Umwälzungen bewusst, die in den kommenden Jahren eintreten werden, und unserer Ansicht nach sind weder politische Entscheidungsträger noch Anleger auf den bevorstehenden Wandel vorbereitet. Beispielsweise gehen wir davon aus, dass in den nächsten Jahren ein erheblicher Teil der Einstiegsjobs für Angestellte automatisiert werden wird. Da die Reasoning-Modelle, insbesondere im Bereich der Datenanalyse, immer besser werden, gehen wir davon aus, dass die Zahl der betroffenen Berufe deutlich zunehmen wird. Es sollte vor allem beachtet werden, dass diese anfängliche Disruption bereits heute stattfindet, noch bevor KI-Agenten, die große Teile der Belegschaft vollständig ersetzen werden, weit verbreitet sind.

Dies wird unserer Ansicht nach in den derzeit für Anlageentscheidungen verwendeten Rahmenkonzepten und Modellen nicht angemessen berücksichtigt. Wir sind zuversichtlich, dass letztendlich zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen werden, wie wir es auch bei der Einführung von Tabellenkalkulationsprogrammen erlebt haben. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dies zeitgleich in ausreichendem Umfang geschieht, um die Verluste auszugleichen. 

Was könnte das für die Anleger bedeuten?

Die durch KI ausgelösten Umwälzungen bieten Anlegern zwar Chancen, wir sehen jedoch auch drei potenzielle Fallstricke. 

1) Nicht alle Technologieunternehmen werden zu den Gewinnern gehören

Einige der größten Technologieunternehmen werden höchstwahrscheinlich als Gewinner hervorgehen, aber auch neuere Unternehmen werden erfolgreich sein. Es ist durchaus möglich, dass das Unternehmen, das im Zeitalter der KI für Erfolg stehen wird, noch gar nicht gegründet wurde. Um die wahren Gewinner und Verlierer zu erkennen, wird unserer Ansicht nach fundiertes Branchenwissen erforderlich sein.

2) Investitionsausgaben sind nicht unbedingt gleichbedeutend mit Renditen

Nur weil Technologieunternehmen massiv investieren, ist ihnen noch lange kein Erfolg garantiert. Anleger sollten genau analysieren, welche Unternehmen ihr Geld sinnvoll einsetzen und welche nicht, um zu erkennen, ob sie ihr Kapital effektiv nutzen. 

3) Die Bedenken hinsichtlich der Sonderstellung der USA bedeuten nicht zwangsläufig, dass US-Unternehmen weniger außergewöhnlich sein werden – es ist aber ratsam, sich auch anderswo umzusehen

Der US-Aktienmarkt wird seit Jahren von einer Handvoll großer Technologiewerte dominiert. Kaum eines dieser Unternehmen gehörte auf dem Höhepunkt der Dotcom-Ära Anfang der 2000er Jahre zu den Spitzenreitern. Wir wissen noch nicht, wie die Liste der performancestärksten Unternehmen im Zuge des weiteren Ausbaus der KI-Funktionalitäten und -Integration in Zukunft aussehen wird. 

Für die derzeitigen „Glorreichen Sieben“ der USA ist das kein Grund zur Panik – wohl aber ein Weckruf, sich nicht auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Außergewöhnliche US-Unternehmen könnten durchaus auch weiterhin glänzen; in dieser noch relativen frühen Entwicklungsphase der KI gibt es aber viel Raum für neue Wettbewerber – in den USA und anderswo –, die wachsen, erfolgreich sein und sogar etablierte Unternehmen verdrängen können. Umsichtige Anleger werden sowohl bei etablierten als auch bei neuen Unternehmen nach Chancen suchen – nicht nur in traditionell dominanten Märkten wie den USA, sondern auch in Regionen wie Asien, wo neue, innovative und KI-orientierte Unternehmen noch große Entwicklungspotenziale bieten. 

Insgesamt sind diese Fallstricke – und die Chancen, die sich Anlegern durch deren Vermeidung eröffnen können – ein eindrücklicher Beleg für den potenziellen Mehrwert eines aktiven Anlageansatzes. Im Vergleich zu passiven Anlegern, die wahllos anhand eines Index investieren, könnten aktive Fondsmanager, die in der Lage sind, Unternehmenskennzahlen zu analysieren und gezielt nach Firmen mit einer besonders vielversprechenden Zukunftsperspektive zu suchen, deutlich besser aufgestellt sein, um das volle Potenzial dieses beispiellosen Technologiezyklus auszuschöpfen. 

Experten

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Brian Barbetta

Global Industry Analyst
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Andrew Heiskell

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