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Anlageperspektiven

Ist alles, was glänzt, immer noch Gold?

Nanette Abuhoff Jacobson, Multi-Asset Strategist
4 Min. Lesezeit
2026-11-30
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Glass Building

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen des Autor bzw. der Autorin zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger. 

Gold ist derzeit ein kontroverses Thema. Zum einen ist da der unglaubliche Anstieg des Goldpreises um 52% in den ersten zehn Monaten des Jahres.1 Zum anderen ist es sehr ungewöhnlich, dass sich Aktien und Gold gleichzeitig so gut entwickeln. Die zuletzt hohen Renditen von Aktien scheinen nahezulegen, dass der Ausblick für Risikoanlagen positiv ist. Aber deutet der Anstieg des Goldpreises nicht auf das Gegenteil hin? Schließlich wird das Edelmetall normalerweise als Absicherung gegen Risiken eingesetzt.

Ich denke, dass die Kursgewinne bei Aktien und Gold tatsächlich unterschiedliche Signale aussenden. Ich bin aber der Meinung, dass es unter den derzeitigen Umständen durchaus sinnvoll ist, beide im Portfolio zu halten. Auch wenn sich Aktien weiterhin gut entwickeln, gibt es aus meiner Sicht drei Gründe, warum Gold in den nächsten Jahren dennoch eine potenziell hilfreiche Rolle in Portfolios spielen kann:

1. Gold und Aktien werden im aktuellen Marktumfeld von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst
In der Vergangenheit war die Wertentwicklung von Gold in der Regel an einen von mehreren Faktoren gekoppelt. Dazu zählten die Nachfrage nach einem „sicheren Hafen“ in Zeiten wirtschaftlicher oder geopolitischer Turbulenzen sowie die Nachfrage nach einem „Wertaufbewahrungsmittel“ bei Sorgen über Währungsabwertung oder Inflation. Heute würde ich jedoch argumentieren, dass die Kursgewinne bei Gold mit einer Reihe von Faktoren zusammenhängen, die uns noch einige Zeit begleiten könnten, darunter:

  • Sorgen über die Möglichkeit einer Stagflation (stagnierendes Wachstum/hohe Inflation)
  • Die steigende Staatsverschuldung in Prozent des BIP
  • Die Abwertung des US-Dollar
  • Bedrohungen für die Unabhängigkeit der Zentralbanken

Der Anstieg der Aktienkurse ist indes weitgehend auf die außergewöhnlichen Kursgewinne der marktbeherrschenden Mega-Cap-Technologieunternehmen zurückzuführen. Ende Oktober machten die „Glorreichen Sieben“ fast 37% der Marktkapitalisierung des S&P 500 aus.2 Neben diesen starken Gewinnen profitieren Aktien von lockeren geld- und fiskalpolitischen Rahmenbedingungen sowie von einem soliden Wachstumsumfeld. Kurz gesagt: Die Kursgewinne bei Aktien und Gold haben unterschiedliche Ursachen.

2. Die Nachfrage nach Gold steigt
Die Nachfrage der Zentralbanken nach Gold ist gut dokumentiert. Nachdem die US-Regierung beispielsweise Sanktionen gegen russische Vermögenswerte in US-Dollar verhängt hatte, versuchten Zentralbanken, insbesondere in Schwellenländern, ihre Währungsreserven zu diversifizieren und sich vom US-Dollar zu lösen. Auch die Nachfrage vonseiten chinesischer Privatanleger hat nach dem Platzen der Immobilienblase in China eine Rolle gespielt. Die steigende Goldnachfrage von Privatanlegern in den USA und Europa hat sich zuletzt in einem Anstieg der ETF-Bestände niedergeschlagen.

3. Die Aufnahme von Gold in ein Portfolio könnte dessen Risiko-Rendite-Profil insgesamt verbessern
Das liegt daran, dass Gold in der Regel eine geringe Korrelation mit Risikoanlagen aufweist und weniger volatil ist. Wie aus Abbildung 1 hervorgeht, wies Gold in den letzten zehn Jahren eine Korrelation von nahezu null mit US-Aktien, eine negative Korrelation mit dem US-Dollar und mit Anleiherenditen sowie eine positive Korrelation mit politischer Unsicherheit auf. Für globale Aktien und Anleihen sind die Ergebnisse ähnlich.

Abbildung 1

Wie ein Emittent viele verschiedene Bereiche positiv beeinflussen kann

Welche potenziellen Risiken bestehen? Angesichts des rasanten Anstiegs des Goldpreises in diesem Jahr halte ich das Edelmetall auf Basis verschiedener Kennzahlen für teuer. Dazu zählen unter anderem der reale (inflationsbereinigte) Goldpreis sowie das Verhältnis der Marktkapitalisierung von Gold zum globalen BIP. Außerdem generiert Gold weder Cashflows noch eine laufende Rendite, was ein potenzieller Nachteil gegenüber liquiden Mitteln sein kann.

Was passiert mit dem Goldpreis, wenn die Aktienkurse fallen? Das hängt von der Ursache des Kursrutsches ab. Wenn Aktienkurse einbrechen, weil die Inflation die US-Notenbank zu einer Zinserhöhung veranlasst, würde ich einen Rückgang des Goldpreises erwarten. Wenn die Aktienkurse jedoch aufgrund von Rezessionsängsten nachgeben, dann dürfte Gold meiner Meinung nach besser abschneiden als Aktien.

Anlageimplikationen

Gold kann in mehreren Abwärtsszenarien eine wirksame Absicherung darstellen: Zwar bin ich nach wie vor der Meinung, dass die Fundamentaldaten für Aktien insgesamt positiv sind, würde aber Anlegern mit einer hohen Aktienallokation raten, eine diesbezügliche Diversifizierung in Betracht ziehen, bei der Gold eine Rolle spielen kann. Wie bereits erwähnt, profitieren US-Aktien vom Boom im Bereich der künstlichen Intelligenz. Es gibt jedoch potenzielle wirtschaftliche Risiken, die es zu berücksichtigen gilt: von Stagflation bis hin zu Problemen rund um die US-Staatsverschuldung und die Unabhängigkeit der Notenbank. Gold kann nicht nur Abwärtsrisiken bei Aktien potenziell ausgleichen, sondern auch zur Absicherung gegen andere Risiken wie Inflation oder Währungsabwertung beitragen.

Investoren sollten eventuell ein breiteres Engagement in diversifizierten Rohstoffen in Betracht ziehen: Da Gold derzeit gemessen an verschiedenen Kennzahlen teuer erscheint, könnte ein breiteres Rohstoffportfolio, das Edelmetalle, Industriemetalle, Energie und Agrarrohstoffe umfasst, eine gute Alternative sein. Neben den Vorteilen von Gold sehe ich potenzielle Anzeichen für einen breiteren „Superzyklus” bei Rohstoffen, der durch den steigenden Energiebedarf und Angebotsmangel bei einer Vielzahl von Rohstoffen, die für die Expansion der KI von entscheidender Bedeutung sind, angetrieben wird.

1Quelle: Refinitiv. Der Goldpreis spiegelt den Kassakurs der London Bullion Market Association wider (USD pro Feinunze). | 2Quelle: Refinitiv. Bei den „Glorreichen Sieben“ handelt es sich um Meta, Alphabet, Tesla, NVIDIA, Amazon, Apple und Microsoft.

Experte

Nanette Abuhoff Jacobson

Nanette Abuhoff Jacobson

Global Investment and Multi-Asset Strategist

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