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Globaler Konjunkturausblick 2024

2024: Ein Jahr des fortschreitenden Übergangs auf ein neues makroökonomisches Umfeld?

John Butler, Macro Strategist
Eoin O'Callaghan, Macro Strategist
2024-11-30
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Die Natur der Konjunkturzyklen verändert sich. Nach unserer Einschätzung dürften sich inländische Produktionslücken künftig deutlich stärker auf die Inflation einer Volkswirtschaft auswirken, als es in den letzten 20 Jahren der Globalisierung der Fall war. Auch wenn die Märkte und die Zentralbanken eine Weile brauchen werden, um sich an diese neue Normalität anzupassen, sind in der Folge kürzere und häufigere Zyklen zu erwarten, begleitet von einer volatileren und durchschnittlich höheren Inflation. 

  • Das globale Wachstum verlangsamt sich. Dieser Trend dürfte sich unseres Erachtens auch im Jahr 2024 fortsetzen. Mit recht großer Wahrscheinlichkeit werden die meisten Länder mindestens ein Quartal einer Schrumpfung durchlaufen und manche sogar in eine technische Rezession abgleiten, d.h. zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum verzeichnen. Dennoch sollten diese Abschwünge eher mild ausfallen, zumal die privaten Haushalte unter dem Strich durch steigende Realeinkommen gestützt werden.
  • Die Zentralbanken sind sehr daran interessiert signalisieren zu können, dass die Zinsen ihren höchsten Stand nun erreicht haben. Wenn sich das Wachstum verlangsamt, die Arbeitslosigkeit nur geringfügig steigt und die Inflation nachlässt, dürften die Währungshüter Spielraum sehen, um die Zinsen zu senken. Aus unserer Sicht wäre das aber ein Fehler, da die aktuelle Wachstumsabschwächung wohl nicht die nötigen Überkapazitäten schaffen wird, um die Inflation nachhaltig wieder in Richtung ihrer Zielmarke zu senken.
  • Die Aussichten werden zunehmend von der Fiskalpolitik und den Wahlzyklen dominiert. Eine lange Liste von Haushaltsverpflichtungen, die von militärischen Ausgaben bis hin zum Klimaschutz reichen, wird den Staatshaushalten anhaltende Defizite bescheren, insbesondere in Europa. Je näher dabei anstehende Wahlen rücken, desto expansiver dürfte die Fiskalpolitik der jeweiligen Länder ausfallen (die USA und das Vereinigte Königreich dürften hierfür 2024 Paradebeispiele sein), auch wenn die Inflation vermutlich weiter über der Zielmarke verharren wird.

Da die Geldpolitik im Wandel begriffen ist und die Regierungen ihre Ausgabenverpflichtungen kontinuierlich erhöhen, dürfte es bei den Risikoprämien in den kommenden Jahren weiter bergauf gehen, angetrieben durch ein deutlich höheres Nettoangebot an Staatsanleihen, das sich mit großen Schritten einem Niveau nähert, das seit drei Jahrzehnten nicht mehr verzeichnet wurde. 

Die Staaten sind im Begriff, ihre Defizite nach und nach zu konsolidieren, während die Zentralbanken, die im vergangenen Jahrzehnt als „Käufer der letzten Instanz“ fungierten, mittlerweile als Nettoverkäufer auftreten. Zugleich haben sich die weltweiten Sparüberschüsse in Richtung der Schwellenländer verlagert, und die Anleger scheinen weniger geneigt, ihre Gelder in Staatsanleihen aus Industrieländern umzuschichten. 

  • Der sich daraus ergebende strukturelle Aufwärtsdruck auf die Laufzeitprämien dürfte das Potenzial für einen Rückgang der langfristigen Zinsen im Falle eines Abschwungs einschränken. Umgekehrt könnten die Zinsen bei den ersten Anzeichen, dass die Inflation 2024 wieder an Fahrt gewinnt, weiter anziehen.
  • Deglobalisierung bedeutet, dass es sich stärker auszahlen könnte, lokal zu denken. Im Laufe des Jahres 2024 könnten viele interessante Themen auf regionaler und nationaler Ebene zum Tragen kommen. So könnten viele kleine, offene Volkswirtschaften – von den skandinavischen Ländern bis hin zu Neuseeland – ganz andere konjunkturelle und politische Kurse einschlagen als die USA, die Eurozone und andere große Volkswirtschaften, da die Bilanzen in ihren Privatsektoren tendenziell robuster sind. Außerdem könnten sich einige der Länder, deren Wachstum bislang von Exportgütern abhängig war (vor allem Deutschland und China), gezwungen sehen, auf ein neues inländisch getriebenes Wachstumsmodell umzuschwenken, um der Gefahr einer Deflation zu entgehen. Nicht zuletzt könnte Japan, das lange Jahre weltweit eine Quelle der Deflation war und besonders hohe Sparquoten aufwies, durchaus Zinserhöhungen vornehmen, die Kontrolle seiner Zinsstrukturkurve aufgeben und die heimische Wirtschaft weiter ankurbeln.

Experte

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John Butler

Macro Strategist
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Eoin O'Callaghan

Macro Strategist