In einem von geopolitischer Instabilität und makroökonomischer Fragilität geprägten Umfeld ist eine der größten Herausforderungen für Anleger, nicht den Blick auf das Wesentliche zu verlieren. Diese Unsicherheit kann die Entscheidungsfindung schwierig machen und zu Passivität bei Portfolioallokationen führen. Anleger müssen sich zwar auf mögliche Negativszenarien einstellen, sie sollten sich aber auch auf neu entstehende Chancen vorbereiten. Trotz dieser Herausforderungen gibt es unseres Erachtens immer noch gute Gründe, im Hinblick auf die verfügbaren Anlagechancen optimistisch zu sein. Durch eine Fokussierung auf strukturelle Trends und die Berücksichtigung eines breiten Spektrums von Perspektiven können Anleger ihre Portfolios für positive langfristige Erträge positionieren und gleichzeitig den Komplexitäten des aktuellen Wirtschaftsumfelds und der damit einhergehenden Marktvolatilität Rechnung tragen.

Gründe für Optimismus

Trotz der Marktturbulenzen und der von Ungewissheit dominierten Marktstimmung (die wir durchaus nachvollziehen können), gibt es auch einige wichtige Faktoren, die eine optimistischere Haltung rechtfertigen.

1. Die Inflation liegt zwar weiter über dem Zielwert, die Volatilität der Werte im Vormonatsvergleich ist jedoch vor dem Hintergrund eines sich verlangsamenden, aber immer noch robusten globalen Wachstums zurückgegangen (Abbildung 1). Trotz einer möglicherweise immer wieder erhöhten Volatilität nimmt ein neues Umfeld mit einem höheren nominalen Wachstum und einer möglicherweise zunehmend stabilen Inflation Gestalt an. Anleger sollten daher unseres Erachtens einen erneuten Blick auf die Asset-Allokation in einem globalen Anlageuniversum werfen.
2. Die Zentralbanken müssen einen Paradigmenwechsel bei der Wechselbeziehung zwischen Wachstum und Inflation bewältigen. Dieses Dilemma könnte sich durch die Auswirkungen von Handelszöllen noch verschlimmern und hat zwei wichtige Implikationen für Anleger: Die Zinsen dürften weniger stark auf Wachstumsschocks reagieren, und die Anleger dürften größere regionale Unterschiede beobachten. Die Spreads haben sich zwar aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit ausgeweitet, höhere Anfangsrenditen schaffen aber ein günstiges Umfeld für Rentenanlagen und liefern eine überzeugende Alternative oder Ergänzung zu Aktien im Hinblick auf die Gesamterträge. 
3. Die erhöhte Volatilität und wachsende Ungewissheit dürfte sich zwar auf die Ausgaben von Verbrauchern und Unternehmen auswirken, das immer noch robuste Wachstumsumfeld könnte aber Bedingungen liefern, die für ausgewählte Aktienallokationen weiterhin genug Unterstützung bieten. Da die möglichen Auswirkungen von Handelszöllen beträchtliche Unsicherheit für große Bereiche des Aktienmarkts geschaffen haben, wird eine Diversifizierung des Anlageuniversums nach Regionen, Sektoren und Einzeltiteln entscheidend sein. Anleger sollten sich dabei auf die Fundamentaldaten und den Zyklus, die Gewinne und robuste Researchanalysen auf Einzeltitelebene fokussieren.

Wie sich diese Erkenntnisse am besten in einem Anlegerportfolio umsetzen lassen, wird von den jeweiligen Umständen abhängen. Es gibt aber einige breitere Überlegungen, die unseres Erachtens berücksichtigt werden sollten.

Holen Sie mehr aus ihrer Anleihenallokation heraus

Nach einigen sehr schwierigen Jahren lieferten Anleihen 2024 wieder robuste Gesamterträge, und die Zuversicht der Anleger, dass Rentenanlagen weiterhin eine zentrale Rolle für die Erwirtschaftung positiver diversifizierter Portfolioerträge spielen können, nahm wieder zu. Das aktuelle Umfeld bietet aber ein vielfältiges Anlageuniversum für Rentenanleger. In einem unsicheren Marktumfeld können dynamische Ansätze wie Sektorrotations- oder flexible Strategien von neu entstehenden Chancen profitieren. Dies bedeutet, dass Volatilität zu einem nützlichen Instrument für Anleger werden kann, anstatt nur ein Grund zur Sorge zu sein. Das aktuelle Umfeld bietet mit seinen attraktiven Renditen eine Gelegenheit für Rentenanleger, sowohl regelmäßige Einkünfte als auch Diversifizierung zu erreichen, sofern ihre Anleihenallokation hart genug „arbeitet“. 

Ein neuer Denkansatz für Aktien

Ein Umfeld, in dem sich ein relativ hohes nominales Wachstum aufrechterhalten lässt, bietet Chancen für Aktienanleger, selbst in Anbetracht der erhöhten Volatilität, der Sorgen über die möglichen Auswirkungen globaler Handelszölle und der immer noch zu einem gewissen Grad bestehenden Herausforderungen durch Marktkonzentration. Durch die Ausweitung des Anlageuniversums über US-Large-Caps hinaus können Anleger sowohl von immer noch positiven Fundamentaldaten für US-Unternehmen als auch von anderen vielversprechenden Anlagechancen im Aktienbereich profitieren. Unseres Erachtens bietet sich für Anleger die Möglichkeit, durch einen Fokus auf Qualität und die Suche nach attraktiv bewerteten globalen Unternehmen mit guten Fundamentaldaten und Zugang zu strukturellen Trends sowohl Wachstumspotenzial als auch unterschätzte Anlagechancen zu erschließen. Es hat sich außerdem gezeigt, dass Qualität mit einer größeren Wahrscheinlichkeit für eine Outperformance in Umfeldern mit hoher Inflation verknüpft ist (Abbildung 2). Darüber hinaus könnten unseres Erachtens Unternehmen mit hohen finanziellen Erträgen und der Fähigkeit, diese Ertragsniveaus durch Stewardship (robuste Corporate-Governance-Standards und eine engagierte Berücksichtigung der Belange verschiedener Interessengruppen) aufrechtzuerhalten, langfristig einen Vorteil haben, wenn es darum geht, mit makroökonomischer Volatilität zurechtzukommen. Außerdem könnten börsennotierte Infrastrukturanlagen – mit ihrer strukturellen Ausrichtung auf langfristige Trends und charakteristischen Inflationssensitivität – interessante Anlagechancen bieten, besonders angesichts der niedrigen relativen Bewertungen von US-Versorgungsunternehmen.