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Was bedeuten Handelszölle für Portfolios?

Nanette Abuhoff Jacobson, Global Investment and Multi-Asset Strategist
3 Min. Lesezeit
2026-05-31
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen des Autors bzw. der Autorin zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger. 

Die von den USA verhängten Zölle lagen über den Markterwartungen. Was nun? Unsere Empfehlung: Rechnen Sie mit kurzfristiger Volatilität, identifizieren Sie Konzentrationen und ziehen Sie in Erwägung, Verkaufswellen als Einstiegspunkt zur Diversifizierung über Regionen und Anlagestile hinweg zu nutzen. 

Insgesamt lagen die von der US-Regierung am 2. April angekündigten Handelszölle weit über den Markterwartungen. Dies liegt daran, dass der allgemein geltende Zoll von 10% zwar unter den Erwartungen lag, die sogenannten Strafzölle besonders in Asien aber höher als erwartet ausfielen. China, Vietnam, Indien, Thailand und Taiwan waren von den angekündigten Strafzöllen besonders stark betroffen, wobei der effektive Zollsatz für China angesichts eines bereits im früheren Jahresverlauf verhängten Zolls von 20% nun bei 54% liegt. 

Was könnte dies für internationale Anleger bedeuten? 

In den USA ist mit geringerem Wachstum und höherer Inflation zu rechnen. Infolgedessen ist das Risiko einer US-Rezession gestiegen (ich würde die Wahrscheinlichkeit momentan auf 50% beziffern), was sich in unterschiedlich starkem Maße auf andere Volkswirtschaft rund um den Globus auswirken wird. Falls die Arbeitslosenquoten in den USA steigen, hat die US-Notenbank Fed zwar Spielraum für Zinssenkungen ausgehend von den aktuellen 4,5% – ein potenzieller Inflationsanstieg wird dem aber Grenzen setzen. 

Andere entwickelte Märkte, insbesondere Europa und Japan, erscheinen nun zunehmend attraktiv. Während den USA eine restriktivere Fiskalpolitik bevorsteht, bewegt sich Europa in Richtung einer expansiveren Fiskalpolitik – insbesondere nach den jüngsten politischen Entwicklungen in Deutschland – und auch Japan sollte von einer relativ expansiven Politik profitieren. Beide Regionen bieten vergleichsweise günstigere Bewertungen als die USA. Ein weiterer Rückgang des US-Dollar würde die Rotation aus den USA in andere Industriestaaten verstärken. 

Wie sollten die Anleger nun reagieren? 

Portfolios überprüfen und Konzentrationen identifizieren – viele Portfolios sind immer noch recht stark auf die USA und Wachstumswerte konzentriert, die Anlagechancen könnten sich nun aber deutlich verbreitert haben.

Den Anlagehorizont und die Risikotoleranz klären – längere Anlagehorizonte und eine gewisse Risikotoleranz liefern vielen Anlegern mehr Flexibilität, um Volatilität als Gelegenheit zu nutzen. Es könnte für Anleger mit kürzeren Zeithorizonten sogar Sinn machen, den Kurs zu halten und zu versuchen, Verluste zu vermeiden, die sich vielleicht im Zeitablauf wieder glätten. 

Einen Plan machen – nichts zu tun, ist auch eine Entscheidung. Es ist besser, sich einen Plan für eine stärkere Diversifizierung über Regionen und Anlagestile hinweg zu machen. Mit einem längeren Horizont von über einem Jahr könnte man in Erwägung ziehen, Verkaufswellen diesbezüglich als gute Einstiegsgelegenheiten zu nutzen.

Negativität vermeiden – es gibt im aktuellen Umfeld potenziell mildernde Umstände, u.a.:

  • die Kapazität der Fed für Zinssenkungen;
  • die relative Robustheit der Unternehmensbilanzen und der finanziellen Lage privater Haushalte, mit einem Großteil der Verschuldung auf der staatlichen Seite;
  • Sorgen der Republikaner über Verluste bei den 2026 bevorstehenden US-Zwischenwahlen; und 
  • Aufwärtspotenzial durch die zeitliche Abfolge bei der Umsetzung der Trump-Agenda. Zunächst wurden Zollmaßnahmen umgesetzt, in den kommenden Monaten könnten aber auch weitere Steuersenkungen und Deregulierungsmaßnahmen folgen, was die Wirtschaft stimulieren und dabei helfen könnte, die Anlegerstimmung zu verbessern. 

Verlieren Sie die relativen Gewinner nicht aus dem Blick – die US-Handelszölle sind zwar eindeutig negativ für die Weltwirtschaft, sie könnten aber letztlich einen Abzug von Kapital aus den USA beschleunigen. Falls dies eintritt, wäre eine relative Outperformance europäischer Märkte möglich, da politische Entscheidungsträger in Europa ihre Bemühungen verstärken, die strukturellen Ausgaben in Bereichen wie Verteidigung, Infrastruktur und Digitalisierung zu erhöhen. Diese Phase könnte auch als Impuls für europäische Politiker zur Beschleunigung ihrer Agenda für Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftspolitik dienen, die in dem Bericht von Mario Draghi erläutert wird.1 Darüber hinaus werden Volkswirtschaften mit politischer Flexibilität in der Lage sein, die negativen Auswirkungen von Handelszöllen besser abzufedern. 

Wie geht es weiter? 

Die Marktentwicklung wird volatil bleiben, weshalb Anleger sich weiter auf starke Schwankungen einstellen sollten, einschließlich des Risikos weiterer Verluste, die sich über die Aktienmärkte hinaus ausweiten könnten. 

Die US-Regierung hat zwar nicht mehr viel Zeit für Verhandlungen, viele Länder rund um den Globus werden aber damit beschäftigt sein zu entscheiden, ob sie verhandeln oder Gegenmaßnahmen einleiten – was den Schaden für das US- und das globale Wachstum sowie den Inflationsausblick sowohl mindern als auch verstärken könnte. 

Wir würden in diesem Stadium zwar nicht zu größeren Portfolioanpassungen raten, werden die Entwicklungen aber genau überwachen und nach potenziell attraktiven Einstiegspunkten Ausschau halten. 

1 Mario Draghi, The Draghi report on EU competitiveness, Europäische Kommission, September 2024.

Experte

Nanette Abuhoff Jacobson

Nanette Abuhoff Jacobson

Global Investment and Multi-Asset Strategist

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