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Indische Aktien – gute Gründe für Optimismus

Murali Srikantaiah, Equity Portfolio Manager
Brian Yeong, Investment Specialist
2024-08-31
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Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger.

Wir sind der Meinung, dass es sich für globale Aktienanleger durchaus lohnen könnte, einen genaueren Blick auf indische Aktien zu werfen. Trotz der Kritik, dass indische Aktien heute zu höheren Bewertungen gehandelt werden als in der Vergangenheit, sind wir der Meinung, dass sie das Potenzial haben, die Gesamterträge im Laufe der Zeit zu steigern.

Das Anlagepotenzial Indiens wird seit langem so eingeschätzt, dass das Land erheblichen Spielraum für langfristiges Wachstum bietet. Nachfolgend fassen wir drei aktuelle Entwicklungen zusammen und zeigen auf, wie sie unserer Ansicht nach ein günstiges Umfeld für die Titelauswahl schaffen, indem sie den Anlegern helfen, die zukünftigen Cashflows der Unternehmen besser einzuschätzen (Abbildung 1). 

Abbildung 1
Renditedifferenz

Sind indische Aktien ihren Preis wert?

Der indische Aktienmarkt hat sich seit 2008 und in den letzten 30 Jahren besser entwickelt als seine globalen Pendants. Das einzige andere Land, das dies von sich behaupten kann, sind die USA. Daher stellen sich nun die folgenden Fragen: Ist diese Outperformance gerechtfertigt? Kann sie anhalten? Sollten die Bewertungskennzahlen für Indien höher sein als für den Rest der Welt?

Während eines Großteils seiner Geschichte wurde der indische Markt mit einem Aufschlag gegenüber anderen aufstrebenden und etablierten globalen Märkten gehandelt. Dies ist zum Teil auf die positive demografische Entwicklung Indiens zurückzuführen – ein generell gut verstandenes Argument für den indischen Aktienmarkt.

Wirtschaftsreformdynamik hält an

Ein wesentlicher Grund für die überdurchschnittliche Entwicklung Indiens in den letzten 30 Jahren liegt unseres Erachtens in der konsequenten Umsetzung von Wirtschaftsreformen. In dieser Zeit wurde Indien von nicht weniger als sieben verschiedenen Regierungen regiert. Darunter befanden sich politische Parteien aller Couleur, von Kommunisten bis hin zu ausgesprochenen Kapitalisten und allem, was dazwischen liegt. Ein wichtiger Faktor ist jedoch, dass die Wirtschaftsreformen niemals stehen geblieben sind.

  • Die Reformdynamik war mal langsamer, mal schneller. Aber es gab keine Umkehr. Insbesondere in den letzten neun Jahren hatte das Land eine sehr stabile Regierung unter Premierminister Modi, die das Reformtempo beschleunigt, die Rolle des Privatsektors in der indischen Wirtschaft gestärkt und Produktionsanreize geschaffen hat. Dies sollte die Fortsetzung der Privatisierung und Konsolidierung in vielen Sektoren und eine Verbesserung der Rentabilität der Unternehmen ermöglichen.
  • Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass Modi bei den Wahlen 2024 für weitere fünf Jahre gewählt wird. Ein solches Ergebnis würde bedeuten, dass Indien 15 Jahre lang ununterbrochen eine stabile Regierung unter einer einzigen Partei und einem einzigen Regierungschef hätte. Ein solches drittes Mandat wäre aktuell einzigartig, würde aber die Kontinuität der Politik sicherstellen und den indischen Unternehmen ein stabiles makroökonomisches Umfeld bieten, in dem sie weiterhin Mehrwert für ihre Aktionäre schaffen können.  

Die Innovationskraft Indiens

Ein zweiter Grund, weshalb wir glauben, dass sich Indien in den nächsten zehn Jahren und darüber hinaus überdurchschnittlich entwickeln wird, ist der „India Digital Stack“. Dabei handelt es sich um ein beispielloses Angebot an digitalen öffentlichen Gütern, die Indien geschaffen hat. Kein anderes Land hat Ähnliches in diesem Umfang geleistet. Wir sind davon überzeugt, dass diese Initiative Indien zum Durchbruch verhelfen wird. 

  • Der Digital Stack macht es möglich, 1,4 Milliarden Inder individuell zu identifizieren, Geld auf ihre Bankkonten zu überweisen, Sozialversicherungsleistungen auszuzahlen, Peer-to-Peer-Datenübertragungen zu unterstützen, Transaktionen zu authentifizieren, die Kreditvergabe zu erleichtern, Gesundheits- und Bildungsdaten zu speichern und zu organisieren und vieles mehr. Der Digital Stack hat die Reibungsverluste im täglichen Leben von Millionen von Indern verringert und damit die allgemeine Produktivität erhöht.
  • Der digitale Fußabdruck dieser Aktivitäten ist enorm. Wir gehen davon aus, dass Indiens weltweit führende wissensbasierte Branchen diese Daten zusätzlich nutzen können, indem sie künstliche Intelligenz und Algorithmen des maschinellen Lernens einsetzen, um zukünftige Anwendungsfälle zu entwickeln.
  • Vor Ort beobachten wir, wie Unternehmer den Digital Stack nutzen, um einzigartige Anwendungsfälle zu schaffen, von denen die ursprünglichen Entwickler vor mehr als einem Jahrzehnt nicht zu träumen gewagt hätten. Beispiele hierfür sind etwa hyperlokale Lieferdienste, der Online-Ticketverkauf für Reisen und andere Verbraucherdienste. 

Das Vertrauen in die Zukunft lässt den Risikoaufschlag für Aktien sinken.

Ein wichtiger Grund dafür, dass Indien seinen Aufschlag gegenüber anderen Märkten beibehalten hat und weiter halten dürfte, ist unseres Erachtens der Rückgang der Aktienrisikoprämie unter der amtierenden Regierung. Mit dem Absinken der Risikoprämie steigt die Zuversicht unseres Teams bezüglich der zukünftigen Cashflows, sodass diese mit niedrigeren Zinssätzen diskontiert werden können. Dazu tragen verschiedene Faktoren bei, die sich in drei Hauptkategorien einteilen lassen:

  1. "Kapitalverlustrisiko“ bzw. dessen Ausbleiben  Indien hat vermieden, dass ausländische Kapitalgeber durch die Regierung einen dauerhaften Kapitalverlust erleiden. Im Gegensatz dazu haben verschiedene andere Emerging-Markets-Länder wie Russland und die Türkei oder auch verschiedene Industriezweige in China aufgrund entsprechender dauerhafter Kapitalverluste eine dramatische Herabstufung erfahren. Indien hat sich als relativ „sicherer Hafen“ erwiesen, was Aktienanleger dazu veranlasst hat, mehr Kapital in Indien anzulegen, da sie im Wesentlichen davon ausgehen, dass ihr Kapital in Indien größeren Schutz genießt. Dieses Vertrauen in die makroökonomischen Rahmenbedingungen hat dazu beigetragen, dass die Risikoprämien für indische Aktien gesunken sind. Damit hat sich der Bewertungsaufschlag Indiens gegenüber anderen Ländern erhöht.
  2. Rückgang des politischen/aufsichtsrechtlichen Risikos  Wir sind der Meinung, dass Indien globalen Anlegern in den nächsten fünf bis zehn Jahren das stabilste Regierungsumfeld weltweit bieten könnte. Unsere Erfahrung zeigt, dass dies oft übersehen wird. In den vergangenen neun Jahren hat die Regierung Modi mit ihrer soliden Mehrheit bereits ihre Entschlossenheit gezeigt, zahlreiche politische Entscheidungen zu treffen, die sich erst nach längerer Zeit auszahlen. So führte Indien 2017 beispielsweise einen gemeinsamen Binnenmarkt mit einer landesweit einheitlichen Umsatzsteuer ein. In der Folge wurden die Einkommensteuersätze auf regionale Durchschnittswerte gesenkt. Es dauerte fünf Jahre, bis die Maßnahmen Wirkung zeigten, aber heute sind die Vorteile klar erkennbar. Inzwischen hat sich die Einhaltung der Steuervorschriften deutlich verbessert und die Steuereinnahmen sind auf ein Rekordniveau gestiegen. Dank gut gefüllter Steuerkassen ist Indien nun in der Lage, Anreize für das verarbeitende Gewerbe zu schaffen, massiv in die Infrastruktur zu investieren und die physische und digitale Konnektivität im ganzen Land auszubauen.
  3. Geschickter Umgang mit geopolitischen Risiken – Zum Ausgleich geopolitischer Risiken erwägen viele globale Lieferketten eine Produktion in Indien, da die Spannungen zwischen den USA und China weiterhin hoch sind. Apple ist das bisher prominenteste Unternehmen, das einen bedeutenden Teil seiner Kapazitäten nach Indien verlagert hat. Man kann sich die Diskussionen in den Vorstandsetagen der westlichen Welt vorstellen: Wenn Apple nach Indien geht, warum nicht auch wir?

Die drei genannten Faktoren haben in Indien zu sinkenden Risikoprämien geführt, was wiederum die Bewertungsprämie hoch halten könnte. Die gleichen Faktoren erlauben es uns aber auch, die zukünftigen Cashflows indischer Unternehmen mit größerer Zuversicht einzuschätzen und weiterhin nach Managementteams Ausschau zu halten, die langfristige Werte schaffen. Wir sind der Meinung, dass sich Indien in einer äußerst spannenden Phase befindet und umsichtige globale Aktienanleger indische Aktien aufgrund ihres Potenzials für eine attraktive langfristige Performance in Betracht ziehen sollten.

Experten

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Murali Srikantaiah

Equity Portfolio Manager
Brian Yeong

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Investment Specialist